Vereins Chronik

Der Wiesbadener Aquarienverein AMAZONAS wurde am 17.April 1953 im Restaurant Eintrachthaus, Hellmundstraße in Wiesbaden, von einigen übrig gebliebenen Mitgliedern des Aquarienvereins 1931 WIESBADEN, der sich zu dieser Zeit aufzulösen begann, gegründet.
Die Ansprache hielt Herr Ferdinand Robl mit den Worten:
"In einer Zeit, wo der Rhythmus des Lebens durch Hast, Furcht und Elend gekennzeichnet ist, treffen sich heute eine Anzahl Menschen, die bestrebt sind, sich und ihrer Familie ein Stück Romantik zu erhalten, das sie für Stunden nach Feierabend zum Lebensinhalt werden lässt. Als erster Vorsitzender wurde Adolf Vogt gewählt. Die Gründungsurkunde zeigt von 15 Anwesenden die Unterschriften, die die Satzung anerkennen und den Wiesbadener Aquarienverein gründen."
Sehr schnell wurde der neu gegründete AMAZONAS durch Neuzugänge verstärkt. Diese bisher nicht vereinsaktiven Aquarianer und Terrarianer wurden durch öffentliche Vortragsveranstaltungen, wie z.B. im Wiesbadener Museum und unter anderem durch einen viel beachteten Dia - Vortrag von H.W. Tusche und Jürgen Grobe, auf den Verein aufmerksam. Der Verein gab sich recht exklusiv; nur echte, aktive Aquarianer und Terrarianer wurden nach mehrmonatiger "Probezeit" als neue Mitglieder akzeptiert. Recht strenge Sitten, wie mir heute scheinen will! So war die Vereinsstärke bis in die 70er Jahre nie höher als 25 Mitglieder - alle Klasse, auf Masse legte man keinen Wert. Diese Verfahrensweise zahlte sich aus! Die Aktivitäten wurden von allen Mitgliedern getragen: alle waren mit Begeisterung dabei und so blieben die Erfolge nicht aus. Was irgendwie vermehrbar an Fischen und einheimischen und exotischen Lurchen (z.B. Feuersalamander) vermehrbar war, wurde erfolgreich nachgezogen. Frd. Robl, Gründungsmitglied, gelangen die ersten Neonzuchte, Frd. Brachet, bald nach der Gründung eingetreten, schaffte als erster die damals gerade als Neuheit importierten Roten Neon in erheblicher Stückzahl. Auch seine Erfolge in der Guppy Zucht sind mit sehr vielen Urkunden aus dem In- und Ausland belegt. Andere Freunde widmeten sich erfolgreich den Kongosalmlern und sonstigen, nicht alltäglichen Züchtungen.
Der Erfolg war so groß, dass sich fühlbare Absatzschwierigkeiten bei den Zoohändlern ergaben. -> Was tun???
Kurzerhand wurden 30 Gestellbecken aus Winkeleisen zusammengeschweißt,33 cm lang, 25 cm hoch und tief, verglast und gelb gestrichen. Am 23. April 1961 wurde die erste Fischbörse in der Waldstraße, in Jungs Bierstuben, gestartet. Es war ein voller Erfolg! Der Raum konnte die Menschenmassen nicht fassen, viele mussten draußen (im Wirtsraum bei Bier) warten, bis sie eingelassen werden konnten. Dieser so erfreuliche Andrang, bei den nun monatlich stattfindenden Fischbörsen, sollte jedoch dann zu einigen Unfreundlichkeiten führen, die uns einige Schwierigkeiten bereiteten. Zum einen befand sich gegenüber unserem Vereinslokal eine Kirche, deren Oberhaupt wohl mit Staunen und Ärger feststellte, dass der Besuch bei uns wesentlich stärker war als in seinem Tätigkeitsbereich, und zum anderen bemühte das örtliche Zoohandelsgewerbe das Finanzamt.
Am 25. Juni 1961 konnte deshalb, trotz aller Planung, keine Fischbörse stattfinden. Es wurde kurzerhand eine Tombola mit 400 Fischen ausgerufen. Ja, ein Zoohändler verklagte uns gar und erteilte uns Hausverbot für seinen Laden! Die Fischbörsen wurden auf Sonnabendnachmittag verlegt, und mit dem Finanzamt kamen wir schnell klar. Auch die Klage fand bei Gericht kein Gehör. Aber es waren schon einige turbulente Monate! Am 2.12.1961 lief eine Filmreportage vom - "AMAZONAS" im Hessischen Rundfunk.
Inzwischen wurden seit 1961 weit mehr als 350 Fischbörsen durchgeführt, die für viele Freunde unseres Hobbys eine feste Einrichtung zum Erwerb preisgünstiger und vor allem gesunden Fischmaterials wurden. Die 100ste Fischbörse fand am 5. September 1970 im neuen Vereinslokal in der Turnhalle Wiesbaden Biebrich statt. "Natürlich" war das ZDF mit der Drehscheibe dabei. Als Mitte der 60er Jahre die Futterverhältnisse im Rhein Main Gebiet, von denen unsere züchterischen Erfolge weitgehend abhängig waren, immer ungünstiger wurden - Kiesgruben wurden mit Müll verfüllt oder an Anglervereine verpachtet, Bombentrichter eingeebnet und viele Gewässer rettungslos verschmutzt - gelang es 1965 einen Tümpel zu pachten, der uns bis heute erhalten blieb.
Es wurde aber auch ruhiger um den Verein. Als wir Ende der achtziger Jahre aus der Turnhalle in Wiesbaden Biebrich wieder "ausziehen" mussten war die Frage wieder "Wohin?" Nach einigen Gesprächen, unter anderem mit dem damaligen Kirchenvorstandsvorsitzenden der Ev. Auferstehungsgemeinde Herrn Müller, konnten wir in Wiesbaden-Schierstein für unsere Vereinsabende Räumlichkeiten anmieten und unsere Fischbörse konnte auch wieder stattfinden. Anfangs noch alle 2 Monate. Die Fischbörsen finden heute nur noch 2x im Jahr statt und während der letzten 5 Jahre sogar nur einmal. Dafür konnten uns interessierte Freunde aber in der Rhein Main Halle besuchen.
Im Jahr 2002, wie auch in den Jahren 2003, 2004 und 2006 haben wir nur eine Frühjahrs - Fischbörse durchgeführt, da unsere ganze Kraft auf der "HAFA" lag. Wir wurden von Herrn Hefermehl und Herrn Mohr, beide Geschäftsführer der Fa. AuMeCo, eingeladen und so konnte sich der "AMAZONAS" in Hessens aktueller Familienausstellung in den Rhein Main Hallen, auf einer Grundfläche von 100 m² präsentieren. Die Mitglieder des Wiesbadener Aquarienvereins AMAZONAS e.V. haben dort mit sehr viel Engagement eine kleine Aquarienlandschaft aufgebaut in der sie ihre eigenen Zierfische ausgestellt haben. Über alle Tage hatten wir - in eigens dafür vorbereiteten Aquarien - auch Zierfische zum Verkauf anbieten können. Auch eine Tombola - ohne Nieten - ist seither ein Bestandteil der Ausstellungen geworden. Es war ein großer Erfolg, was dem Vereinsleben neue Impulse gegeben und ein schönes Zusammengehörigkeitsgefühl geprägt hat.
Ein ganz wesentlicher Bestandteil unseres Vereinslebens ist von eh und je das gesellschaftliche Leben, das alle Familienangehörigen mit einbezieht. Da finden jährlich mehrere Festlichkeiten, u.a. Gartenfeste, Tümpeltouren, Kegelabende, Weihnachts- und sonstige Feiern statt. Den jährlichen Höhepunkt bildeten bis November 1991 jeweils zweitägige Busreisen, die uns u.a. nach Belgien, Frankreich, Holland, in die Schweiz sowie zu allen erreichbaren Zoos mit Aquarien- und Terrarienabteilungen führten.

Text: Walter Kopp, ehem. Vorsitzender des Amazonas Wiesbaden